Pestkolonie: Ein Friedewald-Krimi by Stefan Jahnke

Autor:Stefan Jahnke [Jahnke, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimis & Thriller, Belletristik, Pest, Wunschliste
ISBN: 9783848277148
Google: 1aEuAQAAQBAJ
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2014-10-28T16:00:00+00:00

Kapitel 4 – Puppenmord

Ich bin gleich soweit!“

Tina ruft laut. Sie weiß, dass ihre Mutter sich nicht gerade freut. Schon nach zwei Uhr ist es und sie wollte pünktlich im Heim sein. Nichts wird, wenn sie sich auf Tina verlässt. Dabei will sie es nur besonders gut und ordentlich machen.

„Wird auch Zeit!“

Susanne muffelt nur in sich hinein und sieht in den Herd. Der Auflauf für heute Abend steht da schon und es fehlt nur noch der Käse. Der kommt erst später drauf, wenn innen schon alles gut durch ist. Sonst verbrennen die Scheiben obenauf und drinnen bleibt alles nur roh und kalt. Sie kennt sich aus. Pia wird sich auch freuen. Schließlich isst sie Auflauf gern. Aß sie… immer. Was sollte sich daran geändert haben? Aber wenn sie so weitermachen, hat sie gar keine Lust mehr auf das Wiedersehen mit der alten Freundin. Steckt doch wieder der Toni dahinter, oder? Heute Morgen wollte Tina die Puppen säubern und einpacken und dann kam sie doch erst gegen zehn, musste sich umziehen und ordentlich waschen. Wo die wieder waren? Wären die drei älter, müsste sie sich sicher noch wegen ganz anderer Dinge Sorgen machen. So aber… reicht es auch.

Tina unterdessen sitzt in ihrem Zimmer und feiert Abschied mit ihren Puppen. Von über zwanzig will sie zwölf weggeben. Fällt es ihr nun doch schwer? Nein, eigentlich nicht. Zu einigen baute sie nie eine… Beziehung auf. Sagt man das so? Sie grinst. Beziehung… wie die Großen untereinander. Dann schaut sie zu ihren Lieblingen. Sehen noch nicht ganz so schön aus. Muss sie noch waschen. Nein, das dauert zu lange. Die Kleider sind fein, die Haare gekämmt. Keine verlor auch nur einen Büschel. Mal ein einzelnes Haar… ja, klar, das kommt schon vor. Aber ganze Büschel? Nein, das passierte ihr nie!

Dann erinnert sie sich an dieses Zeug. Das half so gut. Hoffentlich auch hier. Vorsichtig holt sie die kleine Ampulle. Wie bekommt man die auf? Sie erinnert sich. Die eine war zertreten und Toni schnitt sich noch daran. Jan auch? Keine Ahnung. Egal, sie nahm sie mit und… ach ja, man sägt da oben etwas an und klickt sie auf. Das sah sie mal bei der Grippeimpfung in der Schule. Womit kann sie sägen? Sie erinnert sich an das alte Taschenmesser. Jan bekam ein Neues und sie nahm sich das Alte, das ihm Opa einmal schenkte. Das hat eine Säge. Gleich findet sie es und kann wirklich sägen. Nicht zu tief. Man soll sich… aua! Nun hat sie sich auch noch geschnitten. Mist!

Vorsichtig versucht sie, einen Tropfen aus der kleinen Ampulle an das weiße Tuch zu bekommen. Geht erst nicht, dann scheint es ihr viel zu viel. Trotzdem… versuchen.

An einer unbedeutenden Stelle am Hinterkopf einer der Puppen versucht sie es. Das lernte sie von ihrer Oma. Die ist… na ja, eben nicht mehr da. Opa litt sehr darunter. Lange. Dann kam er damit zurecht. Vergisst man die Toten? Mama meint, man solle ihn nicht mehr auf sie ansprechen. Sicher nicht der richtige Weg, aber wenn sie es sagt… man macht, was Mama sagt.

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